Hallo Forum,
Paradileptus elephantinus finde ich regelmäßig vor allem im Frühjahr und Herbst in Planktonproben des Uferbereichs eines Waldsees.
Typisch sind sein rüsselförmiger Probiscis bzw der gesamte Mundapparat der von oben aussieht wie eine "6". Verwechseln kann man ihn am ehesten noch mit Pelagodileptus trachelioides. Vor allem dann, wenn Paradileptus zuvor Beute mit Algenbestandteilen aufgenommen hat.
Die Makronuclei von Paradileptus elephantinus sind moniliform und spiralförmig im eiförmigen Körper angeordnet. Sie befinden sich im aktiven Tier in einer schlauchförmigen Hülle:
Dieser pelagisch lebende Dileptid ernährt sich vorwiegend von Rädertieren wie Keratella und Brachionus, die ich dann ebenfalls im Planktonnetz vorfinde.
Hier Filmaufnahmen:
https://youtu.be/APDTNz4ldhY?si=ao_lFIfVeYP7DfaA
Mittels Fütterung mit Brachionus calyciflorus Cysten aus dem Aquaristik-Bedarf gelang es mir, diesen interessanten Ciliaten dauerhaft zu kultivieren.
Paradileptus reagiert sehr empfindlich auf Deckglasdruck. Der Proboscis, also der rüsselartige Fortsatz mit dem auch die Beute eingefangen wird, wird in dünnen Wasserschichten unter einem Deckglas direkt abgeworfen. Hier ein Video dazu:
https://youtu.be/2ViOeIbKOGU?si=uXjBWU3Ug7xZvxDk
Aufgrund der Kultur gelang es mir auch Paradileptus zur Encystierung zu bewegen.
Hier ein Bild mit verschiedenen Stadien dieses Vorgangs:
Hier ein Video zu dem Vorgang der Encystierung:
https://youtu.be/Bb3ytLckjrQ?si=K6dind0gDxMx2IoH
Liebe Grüße Holger
Paradileptus elephantinus
- paramecium
- Beiträge: 566
- Registriert: 17. Oktober 2016, 13:48
- Hat sich bedankt: 272 Mal
- Danksagung erhalten: 274 Mal
Re: Paradileptus elephantinus
Hallo Holger,
vielen Dank für diesen tollen Beitrag.
Ich finde es spannend zu hinterfragen, was diese Ciliaten dazu bringt, Cysten zu bilden und vor welche genauen Umstände dazu führen, dass sie diese wieder verlassen.
Viele Grüße
Thilo
vielen Dank für diesen tollen Beitrag.
Ich finde es spannend zu hinterfragen, was diese Ciliaten dazu bringt, Cysten zu bilden und vor welche genauen Umstände dazu führen, dass sie diese wieder verlassen.
Viele Grüße
Thilo
-
spectrum
- Beiträge: 42
- Registriert: 5. November 2024, 08:53
- Hat sich bedankt: 3 Mal
- Danksagung erhalten: 17 Mal
Re: Paradileptus elephantinus
Hallo Thilo,
Ja, die Fähigkeit, bzw die Umstände unter denen eine Art Zysten ausbildet sind sehr interessant.
In der Forschung scheint darüber aber noch relativ wenig bekannt zu sein.
Dabei spielt die Fähigkeit Dauerstadien zu Bilden sicherlich eine große Rolle, was die Verbreitung und das "Durchsetzungsvermögen" gegenüber Konkurrenten angeht.
Aus persönlichen Erfahrungen mit verschiedenen Kulturen habe ich auch den Eindruck gewonnen, dass es zumindest bei bestimmten Arten, sehr schwierig ist die Encystierung zuverlässig auszulösen. Während Actinophericum z.b. sehr schnell, und zeitgleich in einer Petrischale zur Encystierung zu bringen ist, reagiert Paradileptus bisher teilweise unberechenbar. Eine Kultur encystiert, eine andere unter scheinbar vollkommen gleichen Bedingungen laufende Parallelkultur in der Nachbarschale aber nicht.
Oder es bilden sich zwar erste Stadien von Zysten, aber die sterben dann plötzlich ab.
Das scheint zumindest bei bestimmten Arten eine komplexe Angelegenheit zu sein.
Übrigens kommt es bei Paradileptus auch zumindest unter Laborbedingungen zu Kannibalismus. Ich konnte beobachten wie junge Zysten von aktiven Paradileptus aufgefressen wurden: Auch dazu gibt es Filmaufnahmen:
https://youtu.be/Z9T2r3n1cns?si=CKrX9uwV7D7KwqJ-
Als nächstes werde ich mal schauen ob ich die Zysten die ich bisher "geerntet" habe, auch wiederbeleben kann.
Die sind im Kühlschrank.
LG Holger
Ja, die Fähigkeit, bzw die Umstände unter denen eine Art Zysten ausbildet sind sehr interessant.
In der Forschung scheint darüber aber noch relativ wenig bekannt zu sein.
Dabei spielt die Fähigkeit Dauerstadien zu Bilden sicherlich eine große Rolle, was die Verbreitung und das "Durchsetzungsvermögen" gegenüber Konkurrenten angeht.
Aus persönlichen Erfahrungen mit verschiedenen Kulturen habe ich auch den Eindruck gewonnen, dass es zumindest bei bestimmten Arten, sehr schwierig ist die Encystierung zuverlässig auszulösen. Während Actinophericum z.b. sehr schnell, und zeitgleich in einer Petrischale zur Encystierung zu bringen ist, reagiert Paradileptus bisher teilweise unberechenbar. Eine Kultur encystiert, eine andere unter scheinbar vollkommen gleichen Bedingungen laufende Parallelkultur in der Nachbarschale aber nicht.
Oder es bilden sich zwar erste Stadien von Zysten, aber die sterben dann plötzlich ab.
Das scheint zumindest bei bestimmten Arten eine komplexe Angelegenheit zu sein.
Übrigens kommt es bei Paradileptus auch zumindest unter Laborbedingungen zu Kannibalismus. Ich konnte beobachten wie junge Zysten von aktiven Paradileptus aufgefressen wurden: Auch dazu gibt es Filmaufnahmen:
https://youtu.be/Z9T2r3n1cns?si=CKrX9uwV7D7KwqJ-
Als nächstes werde ich mal schauen ob ich die Zysten die ich bisher "geerntet" habe, auch wiederbeleben kann.
Die sind im Kühlschrank.
LG Holger
Holger (duzen erwünscht)