beim gestrigen Abendtreffen des Mikroskopischen Kollegiums Bonn hatten wir mit Rolf-Dieter Algen mikroskopiert, welche in verschiedenen von den Teilnehmern mitgebrachten Wasserproben zu finden waren. Rolf-Dieter brachte uns sogar eine Reinkultur von Micrasterias mit.
Zwischen den Algen fanden sich auch meine Lieblinge, nämlich interessante Ciliaten ein. Der hier abgebildete Ciliat ist sicherlich der Art Uroleptus piscis zuzuordnen (Müller, 1773 / Ehrenberg, 1838). Ein recht hübsches Tier.
Charakteristisch für diese Art ist die vorgelagerte kontraktile Vakuole (cV), welche sich beim abgebildeten Exemplar etwa auf der Höhe der Mundöffnung an der rechten Seite befindet (linkes Bild). U. piscis ist kaum bis gar nicht kontraktil. Seine Bewegung ist oft ruckartig, wenig fließend. Zwischen Detritus zuckt er oft vor und zurück. In den Pausen gelingen jedoch gute Aufnahmen. Die Bauchseite besitzt am rechten (rC, rechtes Bild) und linken (lC, rechtes Bild) Zellrand eine dicht besetzte Cilienreihe. In der Mitte verlaufen zwei Cilienreihen eng nebeneinander und bilden eine gut sichtbare Doppelreihe (mC, rechtes Bild).
Die Abbildungen habe ich gestern mit meinem Exkursionsmikroskop, einem grauen Zeiss Standard 14 Endlichmikroskop, erstellt. Dieses ist mit LED und einem Batteriehalter im Fuß im Einsatz. Als Objektiv dienen seit einem Jahr (nicht plane) Neofluare: 16x, 20x und 40x. Dementsprechend kam auch keine teure Kameraausstattung, sondern mein altes iPhone 4s Mobiltelefon zum Einsatz, welches mit einem Halter der Firma Celestron am Trinotubus befestigt ist. Das verwendete Objektiv ist das Neufluar 20x/0,50.
Ein Teilnehmer meinte während ich beschäftigt war, meine Aufnahmen würden unscharf. Ich war in diesem Moment gerade dabei die Ciliatur der Bauchregion zu filmen. Mein häufigster Fehler zu Beginn meiner Versuche Ciliaten zu bestimmen war es immer die Zellmitte abzulichten (links). So jedoch übersieht man oft für die Bestimmung relevante Teile des Organismus. Bewusst auf die Bauchregion zu fokussieren ist bald erlernt. Diese Aufnahme (rechts) dokumentiert nun schön die wichtige Ciliatur des Bauches.
Um gute Aufnahmen zu erstellen, habe ich mit dem iPhone ein Video aufgenommen. Am heimischen Apple Laptop wurden die besten Aufnahmen der gewünschten Fokuslage am nächsten Tag gesichtet und als als Standbild aus dem Video heraus kopiert und weiter bearbeitet. Während das Video lief, wurde der Ciliat eingestellt und visuell durch die verschiedenen Zellebenen durch fokussiert. Die Ciliatur ist mit dem bloßen Auge im Mikroskop bei schiefer Beleuchtung gut erkennbar. Entsprechend kann die Bauchseite des Ciliaten gut dargestellt werden (rechte Aufnahme).
Die Bildqualität mit dem Mobiltelefon gewinnt aufgrund des improvisierten Charakters keine Preise, ist aber durchaus brauchbar für Bestimmung von Kleinlebewesen. Inzwischen gelingen Aufnahmen mit dem Handy fast so gut wie mit dem großen AxioLab.
Gruß
Thilo
