Catenula lemnae - Fadenstrudelwurm

z.B. Rädertiere, Bauchhärlinge, Strudelwürmer, Wenigborster
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Pelagodileptus
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Catenula lemnae - Fadenstrudelwurm

#1 Beitrag von Pelagodileptus » 12. April 2020, 10:43

Liebe Tümpler,

hin und wieder verirren sich Strudelwürmer in unseren Proben, die gern ignoriert werden, weil sie einfach für uns zu groß sind. Aus einer Rasen-Probe vom VfB-Stuttgart, hier sollte nach Schneeschimmelsporen gesucht werden, befanden sich Massenhaft diese kleinen Fadenstrudelwürmer Catenula lemnae . Verursacht dadurch, dass der Briefumschlag 4 Tage gebraucht hat, es sind halt Corona Zeiten, aber gut genässt war, um hier ans Ziel anzukommen! Die Schneeschimmelsporen verschwunden, aber dafür eine ausgesprochene Ciliatenfauna und Massenhaft, Faden- und Strudelwürmer.

Catenula leptocephala- Fadenstrudelwurm mit Zooid (Tochtertier)
Catenula leptocephala- Fadenstrudelwurm mit Zooid (Tochtertier)
Catenula leptocephala- Fadenstrudelwurm_i4a2252_12-04-2020b.jpg (61.43 KiB) 6217 mal betrachtet

Catenula lemnae – Fadenstrudelwurm, ist weißlich, fadenartig und zieht sich immer wieder zusammen, sodass der Rumpf etliche Bauchfalten aufweist und dadurch die Gesamtlänge meist nur geschätzt werden kann. Wahrscheinlich wird dieses sich ständige zusammenziehen durch Deckglasdruck hervorgerufen. Im freien Wassertropfen wird dieses „Zusammenziehen“ kaum beobachtet. Der Kopflappen und Rumpf ist durch lange Zilien besetzt und durch eine Ringfurche abgegrenzt. Das Viech hat keine Augen. Im Gehirn, auffallendes Merkmal, ist eine stark lichtbrechende Statocyste mit Kalkkörper als Statolith. Der Mund ist auf der Bauchseite, Darm sehr kurz mit langen Zilien besetzt. Die Vermehrung findet ungeschlechtlich durch Querteilung statt; Tochtertier (Zooide) regenerieren alle fehlenden Teile. Zwittrig.

Statolithen, sind mikroskopisch kleine Körnchen die aus festem Material, beispielsweise Kalk oder Stärke bestehen können, die in Einzellern ebenso wie in dem Lage- und Gleichgewichtsorgan vieler anderer Lebewesen gefunden werden.
Statolithen, sind mikroskopisch kleine Körnchen die aus festem Material, beispielsweise Kalk oder Stärke bestehen können, die in Einzellern ebenso wie in dem Lage- und Gleichgewichtsorgan vieler anderer Lebewesen gefunden werden.
Catenula leptocephala - fadenstrudelwurm_i4a2268_12-04-2020b.jpg (168.48 KiB) 6217 mal betrachtet


Die Gesamtlänge dieser Art kann je nach Nahrungsangebot stark variieren. Einzeltiere sind selten zu finden, da die übliche Zahl immer aus zwei Zooide besteht. Einzelzooide messen 0,4 bis 05 mm. Zwei Zooide können 0,7 – 1,0 mm lang sein. Die Schnauze misst schon allein über o,1 mm Länge. Sein Vorkommen sind meist, Seen, Teiche, Moorgewässer, Regentümpel und wie in diesem Fall in den Rasenwurzeln. C. lemnae kann plötzlich in großen Mengen auftreten, aber auch wieder rasch verschwinden.

Catenula leptocephala, Ähnlichkeit wie ein kleines "Krokodil", fehlen nur noch die Füße...
Catenula leptocephala, Ähnlichkeit wie ein kleines "Krokodil", fehlen nur noch die Füße...
Catenula leptocephala_I4A2267_11-04-2020b.jpg (86.6 KiB) 6217 mal betrachtet

Der V-Förmige Mund ist auf der Bauchseite und liegt direkt hinter der Flimmerkante vor dem Mund. Die Lippen sind gut bemuskelt und stark bewimpert, wobei die vordere Lippe etwas vom hinteren Kopf Rand verdeckt ist. Der Mund öffnet sich zu einem muskulösen, bewimperten, röhrenförmigen Pharynx. An seinem hinteren Ende öffnet sich der Pharynx durch einen Schließmuskel in das breite sackartige Enteron (Aussehen, Körperbau), das den Raum innerhalb der Körperwand fast vollständig ausfüllt. Die Kephale (Magen) Region fällt einen durch die gelblichen verschiedenen Nahrungsteilchen auf. Sie endet zum Ende hin leicht „eng“ zulaufendend.


Anregungen und Ergänzungen wie immer erwünscht!

Viel Spaß beim Betrachten,
Michael


Literaturhinweise:

Heinz Streble, Dieter Krauter, Annegret Bäuerle; Das Leben im Wassertropfen; pp. 248-249
John W. Nuttycombe (1956); The Catenula of the Eastern United States; pp. 423 - 428
Zuletzt geändert von Pelagodileptus am 22. Mai 2020, 12:54, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Catenula lemnae - Fadenstrudelwurm

#2 Beitrag von Michael » 13. April 2020, 08:57

Hallo Michael,

tolle Bilder von wirklich interessanten Tieren, die ich auch immer gerne untersuche. Ich habe immer Schwierigkeiten mit der Bestimmung und bin mir nicht sicher, ob ich Recht habe, wenn ich Dir bei der Artdiagnose widerspreche. Vielleicht siehst Du es einfach als eine Diskussionsgrundlage, wenn ich in Deinem Fund eine andere Art sehe:

- Cantenula ist sicher richtig - dafür spricht z.B. der lange Ausführungsgang des Nephridiensystems.
- im zweiten Bild markierst Du meiner Meinung nach den Pharynx (Saugmagen) und nicht den Darm des Tieres. Der leicht gelbliche, granulierte Darm ist hier nicht kurz und gefüllt mit noch erkennbaren Algen etc.
- die "Schnauze" des Tieres ist lang und dünn (Länge mehr als zweifach der Breite) und läuft relativ spitz aus

Diese Merkmale lassen mich zu der Art Catenula leptocephala (NUTTYCOMBE 1956) kommen. Eine entsprechende Schlüssel mit der Erstbeschreibung von Nutticombe kann hier heruntergeladen werden: https://booksc.xyz/book/42147049/ddb009.

Deine Bilder sind wirklich hervorragend - vielen Dank fürs zeigen.

Viele Grüße

Michael (Müller)
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Re: Catenula lemnae - Fadenstrudelwurm

#3 Beitrag von Pelagodileptus » 13. April 2020, 15:13

Hallo Michael,

vielen Dank für die Anregung und auch Hinweise. Genau davon lebt dieses Forum, man kann nicht alles Wissen, aber gemeinsam bekommen wir es hin.

Den Literaturhinweis habe ich mir gleich runtergeladen und vielen Dank für diesen Tipp. Da hat mich das Buch, „Das Leben im Wassertropfen“, zwar auf die richtige Spur gebracht,
aber nicht bis zur richtigen Art. Daher lag Catenula leptocephala für mich als Favorit vorn.

ABER, nachdem ich mir die Artbeschreibung von Catenula leptocephala durchgelesen habe, kam ich auch zu dem Schluss, dass es sich hier um C. lemnae handeln muss.
Und falls sich hierzu kein Experte weiter melden sollte, wird er diesen Artnamen von uns bekommen!

Vielen Dank nochmals für die konstruktive Kritik,
Michael

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