Der Bauchhärling Ichthydium tanytrichum

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Michael
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Der Bauchhärling Ichthydium tanytrichum

#1 Beitrag von Michael » 16. Juli 2023, 10:12

Hallo in die Runde,

Ichthydium (Furficulichthys) tanytrichum ist ein sehr seltener Bauchhärling, der seit seiner Erstbeschreibung 1982 in Italien (Balsamo, 1982) nur noch aus Schweden - als ein Einzelexemplar - gemeldet wurde (Kånneby et al., 2009). Der hier gezeigt Fund aus dem Österreichischen Lauchseemoor ist das dritte weltweit bekannte Vorkommen dieser Art.

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Mit einer Größe von ca. 130µm sind die Tiere der gefundenen Population etwa genauso groß wie die in Schweden gefundenen Tiere. Die italienischen Tiere der Erstbeschreibung waren signifikant kleiner (ca. 74µm). Bereits Kånneby äußerte den Verdacht, dass die Erstbeschreibung auf juvenilen Tieren fußt, da das von ihm gefundene erwachsene Tier mit 127µm deutlich größer war. Das würde auch die zur Erstbeschreibung etwas abweichenden Proportionen erklären.

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Medianer Schnitt

Das Fehlen einer durchgehenden Beschuppung und die flexible Kutikula sind Kennzeichen der Gattung Ichthydium. Die typische zangenförmige Furka der Tiere stellt I. tanytrichum eindeutig in die Untergattung Furficulichthys, innerhalb der die Art durch Körperform und fehlende Beschuppung eindeutig festgelegt werden kann.

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Dorsal: "Sinnesschuppen", aus denen die Tasthaare entspringen

Weitere Artmerkmale sind die dreieckigen "Sinnesschuppen", aus denen die hinteren Tasthaare entspringen. Das vordere Paar Tasthaare sitzt auf kleinen Papillen. Weiter Schuppen sind auf der Dorsalseite nicht vorhanden.

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Ventral: In der Bauchregion sind die Wimpernbänder in Einzelbüschel aufgelöst

Auf der Bauchseite fallen die langen Wimpern auf, mit denen sich das Tier fortbewegt. Mit ca. 25µm Länge sind sie namensgebend für diese Art ("tanytrichum" = "langhaarig"). Typisch für diese Art ist, dass diese lokomotiven Cilien nicht - wie ansonsten bei Gastrotrichen üblich - in zwei durchgehenden Wimpernbändern organisiert sind, sondern in einzelnen Wimpernbüschel stehen. Terminal sind schwach die beiden großen, rechteckigen Terminalplatten zu erkennen.
Ich hoffe, der Bericht über diesen etwas "anderen" Gastrotrichen war für Euch von Interesse.

Viele Grüße

Michael

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Literatur:

Balsamo, Maria. 1982. „Three New Gastrotrichs from a Tuscan-Emilian Apennine Lake“. Bolletino Di Zoologia 49 (3–4): 287–95. https://doi.org/10.1080/11250008209439402.

Kånneby, Tobias, M. Antonio Todaro, und Ulf Jondelius. 2009. „One New Species and Records of Ichthydium Ehrenberg, 1830 (Gastrotricha: Chaetonotida) from Sweden with a Key to the Genus“. Zootaxa 2278 (1): 26–46. https://doi.org/10.11646/zootaxa.2278.1.2.
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