Dasydytes ornatus ist einer der eigenartigsten Süßwasser-Gastrotrichen, die ich häufig im Sapropel (Faulschlammzone) meines Tümpels finde.
Das Tier gehört zu der Gastrotrichen-Gruppe, die nicht mehr ausschließlich an eine Oberfläche gebunden ist. Kennzeichnend für diese "semi-planktischen" Tiere ist, dass der Mund nicht mehr zum Abweiden einer Oberfläche auf der Ventralseite sitzt und die für die Bauchhärlinge typischen Cilienbänder zu einigen Wimpernbüschel zurück gebildet wurden, die vornehmlich dem Schwimmen dienen. Zusätzlich ist ein Cilien-Kranz am Kopf ausgebildet, der ebenfalls als Antrieb verwendet wird. Durch die Loslösung vom Substrat wurden auch die Klebedrüsen (inklusive der dazugehörigen Kleberöhrchen) überflüssig.
Obwohl D. ornatus auf eine schwimmende Fortbewegung hin optimiert ist, findet man das Tier praktisch nie im freien Wasser. Der Hauptlebensraum scheint der Lückenraum zwischen den Flocken des Faulschlamms - des Sapropels - zu sein. Pipettiert man eine Probe aus mehreren cm Tiefe des Schlamms, ist die Chance groß, eines dieser recht häufige Tiere zu erwischen.

Bild 1: D. ornatus; Ventral
Das Hauptmerkmal sind aber die eigenartig geformten und extrem langen Stacheln mit Nebenast und Doppelspitze, die das Tier unverkennbar machen.

Bild 2: D. ornatus; Lateral
Diese Stacheln sind meiner Beobachtung nach nicht aktiv beweglich sondern sitzen ohne Muskelverbindung direkt auf der Haut. Bei einer Verkrümmung des Tieres - z. B. zur Abwehr von Fressfeinden - bleibt der Ansatzwinkel zur Haut konstant und die Stacheln stellen sich (wegen der Hautkrümmung) auf. Das Tier "igelt" sich regelrecht ein.

Bild 3: D. ornatus; Abwehrhaltung
Die Stacheln sind ohne Basisschuppen direkt in der Haut verankert und laufen am distalen Ende spitz zu. Solche "schuppenlose" Stacheln finden sich auch (wenn auch meist sehr viel kürzer) vereinzelt an beschuppten Tieren (meist zwischen den Zehen).

Bild 4: D. ornatus; Stachelansatz
Die Tiere überleben in meinen Mikroaquarien problemlos mehrere Tage. Dabei bildet sich meist ein großes Ei, das D. ornatus offensichtlich nicht in einem Mikroaquarium ablegen kann. Das Tier verendet dann leider. Möglicherweise werden die Eier nur in sauerstoffreicherem Milieu abgelegt.
Viele Grüße
Michael