Kleinkrebse aus Moorproben

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Ole
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Kleinkrebse aus Moorproben

#1 Beitrag von Ole » 3. Dezember 2015, 08:27

Hallo,

damit sich im Tümplerforum so nach und nach ein Bestand an Beiträgen und Fotos aufbaut, möchte ich in Absprache mit Angie hier eine Dokumentation "zweitveröffentlichen", die der eine oder andere Mitleser möglicherweise schon aus dem Mikroforum kennt. Vielleicht ist die Schnittmenge aber auch nicht allzu groß ...

Viele Grüße

Ole

***

Liebe Freunde des Tümpelns,

ich möchte hier einige Fotos von im Grunde ganz gewöhnlichen Organismen des Wassertropfens vorstellen - Copepoden aus Hochmoorproben, einen Vertreter der bekannten Cyclopoiden und zwei verschiedene harpacticoide Copepoden. Gefunden habe ich sie in Proben, die schon Wochen bei mir stehen, aber immer wieder neue interessante Beobachtungen bieten. Alle Aufnahmen habe ich am Zeiss Axioplan gemacht und die Tiere mittels abgestütztem Deckglas in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt.

Die erste Tafel zeigt einen typischen "Ruderfußkrebs", wie ihn bestimmt alle Mikroskopiker kennen. Ich habe ihn vorsichtig auf die Rückenseite gelegt, so dass sich ein freier Blick auf die Extremitäten des Thorax bietet. Erkennbar sind die 2 Paar Antennen (a1 und a2), das im Hellfeld dunkle, im DIK rot schimmernde unpaare Naupliusauge, die zart gefiederten, symmetrischen Furcaläste (D) sowie die dicht an dicht stehenden und mit Borsten besetzten Ruderfußpaare auf der Ventralseite des Thorax (B). Jeder dieser Thorakopoden ist als "Spaltbein", einem ursprünglichen Merkmal der Krebse, ausgebildet. Ein Spaltbein besteht aus einem basalen Abschnitt (Protopodit, pp) und zwei distalen Elementen (Endo- und Exopodit, enp und exp). Die Extremitäten eines jeden Thorakalsegments sind bei den Copepoden miteinander verbunden und wirken als funktionelle Einheit. Die Gesamtheit der Ruderfußpaare erzeugt einen Wasserstrom, aus dem Borsten Nahrungsbestandteile herausfiltern und über eine Rinne dem Mund zuführen. Bei tieferer Fokuseinstellung (C) erkennt man im DIK ein aufgrund von Polarisationserscheinungen hell leuchtendes Paar starker Längsmuskelzüge, das den Rumpf bis in das Abdomen hinein durchzieht.

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Auf der folgenden Tafel sind zwei Vertreter der harpacticoiden Copepoden abgebildet. Diese Teilgruppe findet sich seltener im freien Wasser, sondern bevorzugt im limnischen Bereich das Phytal sowie den Bodensatz von Gewässern aller Art. Im marinen Bereich stellen die harpacticoiden Copepoden neben den Nematoden die arten- und zahlenmäßig bedeutendste Gruppe der mikroskopisch kleinen Organismen im Sediment dar. Im Gegensatz zu den cyclopoiden Copepoden sind die Antennen der Harpacticoiden kürzer und der Körper ist insgesamt schlanker und an eine schlängelnd-kriechende Lebensweise angepasst. Das in A abgebildete Exemplar ist zweifelsfrei ein Männchen, erkennbar an der keulenförmigen Spermatophore (sp), die bei der Kopulation in der Nähe der weiblichen Geschlechtsöffnung abgesetzt wird. Die ersten vier Thorakopoden (tp1-4) sind vom 5. Thorakopod (tp5), der der Übertragung der Spermatophore dient und anhand dessen die nähere Bestimmung der Tiere von Experten vorgenommen wird, gestaltlich abgesetzt. Besonders in der Lateransicht (C) ist der Carapax (cp), eine typische, kräftig kutikularisierte dorso-laterale Rumpfduplikatur der Krebstiere, zu erkennen. Auffallende, quergestreifte Muskelzüge ziehen durch das Tier (D). Die Mundgliedmaßen (Mandibel, Maxillen und Maxilliped/md,mx,mp) sind im Totalpräparat nicht ohne weiteres einzeln darstellbar.

Bild

Zum Schluss noch einige Fotos einer Nauplius-Larve, des ersten Larvenstadiums zahlreicher Krebse. Nach zahlreichen Häutungen geht aus dieser das ausgewachsene Tier hervor. Der Nauplius bewegt sich hüpfend durch rasches Schlagen der 1. und 2. Antennen (a1, a2) und der Mandibel (m) fort. Charakteristisch ist auch das unpaare Naupliusauge (von Punkten umgeben in A). Eine stärkere Vergrößerung (C) zeigt im DIK den Darmtrakt (da), zu den Extremitäten ziehende Muskelzüge (Dreiecke) sowie zelluläre Strukturen, die möglicherweise die Anlage des Gehirns darstellen (ga).

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Re: Kleinkrebse aus Moorproben

#2 Beitrag von Monsti » 3. Dezember 2015, 10:56

Lieber Ole,

klasse, dass dieser sehr interessante Beitrag nun auch hier steht! :wicked_001:

Dankeschön und herzliche Grüße
Angie
Der das Kleine in Ehren hält, ist des Großen umso würdiger. (Sprichwort)

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