Lepocinclis acus

Grüne Algen und Augenflagellaten
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Monsti
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Lepocinclis acus

#1 Beitrag von Monsti » 18. April 2021, 21:45

Hallo zusammen,

heute fand ich im endlich aufgetauten Gartenteich den "starren Augenflagellaten" (Lepocinclis acus). Den fand ich zwar schon häufiger, doch nie mit dem Flagellum.

lepocinclis.acus.p1.jpg
lepocinclis.acus.p1.jpg (11.37 KiB) 8100 mal betrachtet

Früher hieß diese Art Euglena acus. Mein Exemplar ist ca. 160 µm lang.

Herzliche Grüße
Angie
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Re: Lepocinclis acus

#2 Beitrag von SNoK » 19. April 2021, 14:41

Hallo Angie,

ein netter Zufall, denn ich habe das Tier vor zwei Tagen ebenfalls in einer Probe aus unserem aufgetauten Gartenteich gezogen, es aber noch unter Euglena acus einordnet. Es ist 140 µm lang und leider ist die Geißel nicht zu sehen. Wo finde ich die Einordnung in die neue Gattung?

Grüße
Stephan

P. S.: Meine Aufnahme ist mit meinem neuen HXC Plan Apo 63x Öl, 1,40-0,60 im DIK gemacht.

Euglena acus 02.jpg
Euglena acus 02.jpg (38.85 KiB) 8093 mal betrachtet
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Re: Lepocinclis acus

#3 Beitrag von Monsti » 19. April 2021, 17:54

Hallo Stephan,
Wo finde ich die Einordnung in die neue Gattung?
Ich fand sie zunächst auf Michael Plewkas Site und googelte anschließend noch danach.

Herzlicher Gruß
Angie
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Re: Lepocinclis acus

#4 Beitrag von paramecium » 19. April 2021, 18:14

Hallo Stephan,

Die Art wurde spätestens von Marin & Melkonian umgestellt, falls Ihr die Datenbank noch nicht kennt, ist sie einen Blick wert:
Lepocinclis acus (O.F.Müller) B.Marin & Melkonian 2003

Hier auch abgebildet: Euglenoids from the El Farafra Oasis (Western Desert, Egypt)

Eure Abbildungen sind zweifellos deutlich besser.

Ich habe ferner den entsprechenden Link zu dieser Arbeit in unserer Bestimmungshilfe korrigiert, da der Link zu De Gruyter neuerdings ins Leere führte.

PS: Auch hier kommen allmählich die Algen wieder zahlreich vor. Ich habe erst gestern wieder festgestellt, dass schon 20 cm Differenz zwischen zwei Probenentnahmestellen viel ausmachen können..

VG

Thilo

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Re: Lepocinclis acus

#5 Beitrag von SNoK » 19. April 2021, 22:44

Wenn man nicht in der aktuellen Fachliteratur unterwegs ist, kommt man da nicht mehr hinterher. Und diese ganzen neuen Einordnungen anhand von Gensequenzen...muss man das mitmachen?

Hier noch ein Astasia kathemerios aus demselben Gartenteich. Die Gattung hatte ich getippt, die Art hat Martin Kreutz getippt. Ich hab vergessen zu messen, wie groß der war, aber er war so um die 30-40 µm.

Stephan

Astasia.JPG
Astasia.JPG (40.38 KiB) 8081 mal betrachtet
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Re: Lepocinclis acus

#6 Beitrag von paramecium » 20. April 2021, 10:14

SNoK hat geschrieben:
19. April 2021, 22:44
Wenn man nicht in der aktuellen Fachliteratur unterwegs ist, kommt man da nicht mehr hinterher. Und diese ganzen neuen Einordnungen anhand von Gensequenzen...muss man das mitmachen?
Gute Frage. Ich formuliere das mal anders herum: Wenn man sich darauf beschränken möchte, ausschließlich bekannte Arten zu bestimmen, dann kann man die Frage sicherlich so herum stellen und zufrieden sein mit dem Gezeigten. Aber es ist in den Foren auch zu beobachten, dass vor allem die skurrilen besonders einfach zu zeigen und zu bestimmen sind. Mit den anderen haben wir ja Schwierigkeiten, sie einzuordnen.

Die bisher gefundenen Umstellungen in eine andere Gattung waren für mich oft gut nachvollziehbar. Für die Algen kann ich jedoch weniger sprechen, da kenne ich mich nicht so gut aus. Das ist eine Domäne von Experten, unter denen Michael Melkonian derzeit sicherlich eine führende Kompetenz ist, in analoger Weise, wie es seit den 1960ern Leute, wie Corliss, Lynn oder Foissner für die Ciliaten waren (alle drei sind inzwischen leider verstorben).

Bei den Ciliaten nimmt die Morphologie, genauer die Infraciliatur und Ultrastruktur, der Wimpertiere noch immer eine wichtige (wenn nicht die führende) Rolle bei der Diskussion der Arten ein. Umgestellte Arten folgen derzeit noch immer auch morphologischen Befunden. Nach meinem Eindruck liefert die Genetik oft unterstützende Belege, wird aber auch heiß diskutiert. Ich schließe jedoch Wetten ab darauf, dass wir hier noch einige Revisionen erleben werden. Die Gattungen sind aufzählbar.

Derzeitige Publikationen gehen davon aus, dass man in Europa nicht mehr viel Neues finden wird. Dabei geht man davon aus, dass man in der Vergangenheit schon sehr fleißig war. Hier würde ich darauf wetten, dass sich das ändern kann, wenn man die gängigen Methoden wieder mehr in der Breite anwendet, so wie das die chinesischen Kollegen derzeit tun. Hier haben wir noch lange nicht alle Viecher aus dem Wasser gezogen. Allerdings sind die Methoden mit der Genetik zusammen nun aufwändiger geworden. Da ist Teamwork gefragt und ein kritischer Blick.

Ich denke, das ist also keine Frage des "ob man das mitmachen möchte", sondern des "wie stellen wir es an". Das ist aber eher der Unternehmergeist, der die Ärmel hochkrempelt, um das zu lernen.

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Re: Lepocinclis acus

#7 Beitrag von SNoK » 20. April 2021, 11:34

Lieber Thilo,

danke für Deine ausführliche Antwort, ich revangiere mich mit einer ebensolchen. Für mich stellt sich eine andere Frage. Ich war - bis auf meine Diplom- und Doktorarbeit - im engeren Sinne nicht wissenschaftlich tätig, wenn dann eher in der angewandten Wissenschaft, wo ich auch publiziert habe. Und ich war das auch nicht als Mikrobiologe, sondern als Entomologe und im Bereich Landwirtschaft. Ich habe keine Ambitionen, jetzt im Ruhestand der große Wissenschaftler der Protisten oder einer Gruppe davon zu werden. Das wäre auch mehr als vermessen. Den meisten Hobby-Mikroskopikern wird es so gehen. Selbst die Leute mit einem hohen Anspruch in unserem Umfeld, wie Michael Plewka oder Martin Kreutz, müssen oft passen oder verweisen darauf, dass man noch dieses oder jenes Detail gebraucht hätte, oder dass ohne Silberimprägnation überhaupt nichts zu machen ist, oder eben auch ohne Genanalyse.

Ich habe zwar ein sehr gutes Mikrsokop, in das ich mich auch gut eingearbeitet habe, und jetzt mit meinem neuen 63x Plan Apo noch ein Spitzenobjektiv habe. Aber ich stelle fest, dass ich von vielen Organismen sehr viele Aufnahmen machen müsste, um dann immer noch zu hören, dass man damit nicht auf die Art, sondern höchstens auf die Gattung kommt. Insofern ist es dann ernüchternd, aber nachvollziehbar, wenn man gesagt bekommt, "Das Bild zeigt mit hoher Wahrscheinlichkeit Chlamydomonas, mit der typischen Papille. Davon gibt es gefühlt hunderte Arten. Die Zuordnung bis zur Art ist sehr schwierig" oder "Zum Ciliaten kann man nichts sagen. Zum einen ein hypotricher (an sich schon schwierig) und zum anderen erledigt."

Angetreten bin ich, um Menschen, die davon keine Ahnung haben, die Vielfalt und auch Schönheit dieser Mikrowelt näher zu bringen, was bisher in meinem Umfeld auch ganz gut gelingt. Aber dann hatte ich doch auch den Anspruch genau zu wissen, was ich da vor mir habe. Jetzt sehe ich aber, dass das in sehr vielen Fällen nicht oder schlecht gelingt. Und ständig in den Foren um Bestimmunghilfe zu bitten, führt auch nicht weiter. Oft gibt es kaum Rückmeldung oder solche, wo man nicht weiß, ob man sich drauf verlassen soll.

Ich finde es zunehmend störend, meine Mikroskop-Zeit damit zu verbringen, hunderte Bilder von einem Organismus zu machen, um dann trotzdem nicht weiter zu kommen. Zwar habe ich als Ruheständler viel mehr Zeit, aber auch die möchte ich mir sinnvoll einteilen. Es bleibt spannend.

Grüße
Stephan

P. S.: Hier noch ein Beispiel, wo ich jetzt wieder Cirren und Cilien zählen und auswerten müsste, um ggf. zur Art zu kommen.

DSC07856 (4).jpg
DSC07856 (4).jpg (56.04 KiB) 8067 mal betrachtet
DSC07853 (4).jpg
DSC07853 (4).jpg (69.46 KiB) 8067 mal betrachtet
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Re: Lepocinclis acus

#8 Beitrag von paramecium » 20. April 2021, 19:17

Ja, Leopcinclis würde ich hier schon ausschließen. Das ist sicher ein Oxytricha sp. Da kann man froh sein, bis zur Gattung zu kommen. Harter Tobak. Da hast Du Dir etwas schweres vorgenommen. Ich würde hier auch zur Versilberung oder Fluorochromierung raten. Ich habe oft versucht, diese Gattungen rein lichtmikroskopisch zu bestimmen. Das gelingt nur bedingt. Spezialliteratur von Helmut Berger. Sehr verwirrend ohne weitere Beschäftigung mit der Materie.

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