Trachelius ovum (EHRENBERG, 1831) EHRENBERG, 1838
Liebe Tümpler,
ich möchte hier einen nicht ganz so „majestätischen“ Ciliaten wie Bursaria truncatella, sondern das Flaschentierchen Trachelius ovum vorstellen,
der mitunter mit Paradileptus elephantinus verwechselt wird. Beide Arten gehören zu der Ordnung Gymostomatida.
Die Fundorte von Trachelius ovum sind fließende sowie stehende Gewässer. Weltweit nachgewiesen wurde er im Benthos und Pelagial von Altwässern, Teichen, Seen, Staugewässern und Stadtgräben. T. ovum finde ich hier regelmäßig in einem Weiher, sowie in unseren heimischen Fließgewässern. Foissner und sein Team haben hier alle Daten über T. ovum zusammengetragen und im „Atlas“ neu bearbeitet.
Betrachtet man sich Trachelius ovum in einer Blockschale unter dem Steromikroskop, fällt er durch seine Größe und leicht rotierende weißliche Körperform, mit kurzem Rüssel, auf. Die Schwimmbewegung ist gemächlich und nicht von hetze geprägt. Pepitiert man ihn auf einem Objektträger und legt direkt ein Deckglas auf, sieht man unter dem Mikroskop, dass er seinen kurzen Rüssel eingezogen und meist etwas gequetscht aussieht, oval (Bild 1). Das ist der meiste Fehler der Hobbyplanktologen. Besser ist hier, dass Deckglas mit Vaseline-Füßchen zu versehen. So verhindern wir, dass er seinen kurzen Rüssel einzieht und wir können ihn noch so eine Weile unter dem Mikroskop gut studieren Bild 2. In der lateralen Ansicht beobachtet, ähnelt sein Rüssel einem Dreieck Bild 7, an dessen Basis eine Runde Mundöffnung (Mt) Bild 5, liegt. Im Rüssel entlang des Mundwulstes kurze, stäbchenförmige Extrusome (E) Bild 7.
Als nächstes studieren wir seinen Körperbau, der hier durch sein stark vakuolisiertes Plasma (Va) auffällt, (Bild 1, 7). Setzt man den Fokus etwas höher, erkennt man, dass seine ganze Zelle mit vielen kleinen kontraktile Vakuolen (cV) auf (Bild 2, 3), überseht ist. Bei genauem Hinsehen können auch sehr gut die Exkretionsporen (Ep) erkennen (Bild 6). Der Makronucleus fällt durch seine Größe und seiner Hantelform auf Bild 2, 3, auf. Die Mikronuclei (Mi), laut Literatur sind mehrere Vorhanden, konnten selbst in der Fluoreszenz nur schwer erkannt werden, Bild 8. In Ventro-Lateral sehen wir eine kleine Grube (Gr) (Bild 1, 2 4, 6), die man im ersten Moment für seinen Mund (Mt) halten könnte (Bild 3, 5). Diese Grube dient als Saugnapf, was auch Sinn macht, da im Fließgewässer bei der Nahrungsaufnahme, T. ovum sich nicht halten und abdriften würde. Beim weiteren Fokussieren fallen im Plasma kleine braune Körnchen, lipsoide Granula (lG) auf, die auf Stoffwechselprodukte hinweisen Bild 4b, 4c. Setzen wir zu Letzt den Fokus nochmals auf die Zelloberfläche, wo der Mundtrichter (Mt) sizt, Ausschnitt Bild 5, erkennen wir die unterschiedlichen Bewimperungen des Zellmundes. Wir haben eine periorale Wimpernreihe (pe) und eine circumorale Wimpernreihe (ci) die sich dicht neben dem Rüssel entlangzieht. Der Mund ist von vielen, sehr zarten Stäben umgeben, die einen keulenförmigen, dickwandigen Trichter bilden Bild 5.
Ep = Exkretionsporus einer kontraktilen Vakuole
E = Extrusome (Toxicysten)
cV = kontraktile Vakuole
Ci = circumorale Wimpernreihe
Gr = Grube
lG = lipsoide Granula
Ma = Makronucleus
Mi = Mikronucleus
Mt = Mundtrichter
pe = periorale Wimpernreihe
Va = Vakuolen
Trachelius ovum wird meist im gequetschten Zustand mit Paradileptus elephantinus verwechselt, wobei P. elephantinus einen wesentlich längeren Rüssel und einen rosenkranzförmigen Makronukleus besitzt. Seine vielen kleinen Kontraktilen Vakuolen sind über den ganzen Körper verteilt, säumen aber im gequetschten Zustand sehr auffällig das Ektoplasma Bild 10.
Ich hoffe, dass ich hier einen kleinen Einblick in diesem sehr interessanten Ciliaten geben konnte. Sollten hierzu Fragen oder Anregungen sein, immer gern angenommen. Denn davon lebt dieses Forum.
Bleibt mir weiterhin alle Gesund,
Pelago-Michael
Literaturhinweise:
Foissner, W., Berger, H., Blatterer, H., Kohmann, F., (1995): Taxonomische und ökologische Revision der Ciliaten des Saprobiensystems – Band IV: Gymnostomatida, Loxodes, Suctoria. Information des Bayer. Landesamt für Wasserwirtschaft, Heft 1/95, 540 pp. 208 – 218 pp
Matthes, D., Wenzel, F., (1966) Einführung in die Kleinlebewelt - Wimperntiere (Ciliaten), pp 43 - 44
Flaschentierchen Trachelius ovum
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