hier möchte ich einen Ciliaten vorstellen, den wahrscheinlich schon jeder Tümpler gesehen hat, auch wenn er nicht wusste, dass es sich um Trithigmostoma cucullulus handelt. Die Art findet man oft in Massen auf der Kahmhaut und auf Blattoberflächen in leicht oder stark verschmutzten Gewässern. Typisch ist der nach rechts gebogen Schnabel und er ist dorso/ventral abgeflacht, also Flunder artig. Die Mundöffnung (Reuse) ist immer zum Substrat hin gerichtet. Es ist schwer, das Vieh auf den Rücken zu drehen.
Hier eine Aufnahme eines freischwimmenden Exemplares:
S = Schnabel

Presst man T. cucullulus leicht an, ergibt sich ein schöner Blick auf die (fast) unbewimperte dorsale Seite. Auch diese Art hat eine sogenannte Dorsalbürste (DB), welche in diesem Fall jedoch mit recht langen Cilien ausgestattet ist. Sie dienen als Taster. Außerdem zeigt sich ein schönes, polygonales Alveolenmuster (PAM), von dem die gesamte dorsale Seite bedeckt ist:

Verringert man die Schichtdicke weiter, bekommt man einen schönen Eindruck des Innenlebens. Der Ciliat besitzt mehrere KV's und einen MA. Der anliegende MI ist auf dem Bild unten leider nicht zu erkennen. Die Nahrung wird durch die Reuse (R) aufgenommen, welche aus 10-14 Reusenstäben besteht. Damit werden gerne Kieselalgen und Algenfäden phagocytiert. Am Rand erkennt man die polygonale Alveolenschicht (AV) im optischen Schnitt:

Im Gegensatz zur (fast) unbewimperten Rückseite, ist die ventrale Seite reich bewimpert, in einem recht komplizierten Muster, welches auch für die Zuordnung wichtig ist. Man muss zur Betrachtung der Ventralseite den Ciliaten entweder umdrehen (was wie gesagt schwierig ist), oder wie hier, einfach durchfokussieren (DIK macht's möglich). Man erkennt die nahtförmige, präorale Wimperreihe (PO) und die gebogene, circumorale Wimpernreihe, welche um die Mundöffnung herum liegt. Man erkennt auf dem Zellkörper, die kleinen, kraterförmigen Exkretionspori (EP) der KV's. Entlang den Kineten (das sind die Längslinien, auf denen die Cilien sitzen) sind wie Perlenketten die Mitochondrien (MI) aufgereiht, um für die nötige Schubenergie zu sogen.

Hier noch eine Detailaufnahme der Dorsalbürste. Es wurde auf die Basalkörper (BK) der Cilien fokussiert, die nur ca. 0,5 µm messen. Darunter erkennt man die 1-2 µm langen Mitochondrien.

Viel Spass beim anschauen und schönen Abend!
Martin Kreutz