hier möchte ich Euch meine neuen Haustiere vorstellen, eine Kultur von Euplotes daidaleos, welche Zoochlorellen besitzen (siehe auch Fotos). Ich habe sie unlängst aus einer Probe von Michael "Pelagodileptus" isoliert und vereinzelt. Eine Reinkultur ist es nicht, da sich auch Tetrahymena und einige weitere Winzlinge in der Kultur befinden. Immerhin läuft die Kultur recht ordentlich mit meinem Standardmedium, das ich auch für Spirostomum erfolgreich verwende.
Beim mikroskopischen Blick auf ein Präparat, das ich der Probe heute entnahm war ich zunächst verwirrt. Etwas stimmte nicht mit diesen Exemplaren. Ein zweiter, genauer Blick mit der hohen Vergrößerung entlarvte, dass sich die Tiere in synchronen Teilungsstadien befanden. Dies ist typisch für relativ neu angesetzte Kulturen, die mit einigen wenigen Individuen beimpft wurden. In der hohen Vergrößerung ist bereits ein zweites Mundfeld (adorale Membranellenzone) zu erkennen. Bei diesem doch ordentlich genährten Exemplar, konnte der Macronucleus im Hellfeld nicht erkannt werden. In Fluoreszenz zeigt der Macronucleus jedoch deutlich die typischen Teilungsbänder, ein typisches Merkmal der Teilung des Zellkerns der Euplotiden. Dabei schieben sich bandförmige Zonen aktiver DNA Replikation allmählich von beiden Enden des Zellkerns zur Mitte hin, bis die DNA Verdopplung abgeschlossen ist. Später teilt sich der Zellkern in zwei Einheiten auf die beiden Tochterzellen auf.
Aufnahmedaten: Wasserimmersion, optimierte schiefe Beleuchtung. Bild 1 wurde mit dem C-Apochromat 40x/1,2W aufgenommen, die übrigen Bilder wurden mit dem LCI Plan-Neofluar 63x/1,3 aufgenommen.
AZM: Adorale Membranellenzone (Mundfeld)
UM: Undulierende Membran
CC: Caudalcirren
TC: Transversalcirren
Viel Spaß beim Betrachten.
Thilo
Literatur:
- Gall, J. G. (1959). Macronuclear duplication in the ciliated protozoan Euplotes. The Journal of Cell Biology, 5(2), 295-308.
Bild 1: Totalaufnahme von Euplotes daidaleos mit dem Objektiv 40x.
Bild 2: In der hohen Vergrößerung erkennt man hier die Anlage des zweiten Mundfelds mit seiner Bewimperung. Objektiv 63x. Ausgehend von den Transversalcirren ziehen sich Falten zum Vorderende hin, welche typisch sind, jedoch zwischen den Exemplaren stark variieren.
Bild 3: In der Fluoreszenz sind die chromosomale Struktur des Macronucleus sowie die beiden Teilungsbänder zu erkennen. Diese wandern während der Replikation der DNA von den Enden des Nucleus hin zur Mitte, bis die Teilung abgeschlossen ist. Objektiv 63x.
Bild 4: Auch die dorsale Rippenstruktur und die dorsalen Cilien befinden sich bereits etwas in Unordnung. In der Fluoreszenz sind die Ansätze der dorsalen Cilien erkennbar durch die um den Basalbereich ringförmig angeordneten, sauren Vesikel. Gewöhnlich sind die Cilien in Reihen angeordnet entlang der Rippen. Hier jedoch scheinen die Linien unterbrochen und es sitzen Cilien nebeneinander, was ebenfalls auf die Zellteilung hinweist. Objektiv 63x.
Bild 5: Färbung der Cirren durch Acridinorange. Objektiv 63x.