blaues Trompetentier

Wimpertiere und Sauginfusorien
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klausLM
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blaues Trompetentier

#1 Beitrag von klausLM » 2. August 2017, 19:35

Moin,
das Pillerseetreffen ist ja nun -leider- schon einige Zeit her.
Ich binerst jetzt dazu gekommen, meine Bilder zu sortieren.
Als erstes möchte ich Euch das blaue Trompetentier, stentor coerulus, zeigen, das ich am zweiten Tag fand.
Die Bilder sind nicht nachbearbeitet.

Gruß
Klaus


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Michael
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Re: blaues Trompetentier

#2 Beitrag von Michael » 3. August 2017, 07:05

Hallo Klaus,

leider kann ich keine Bilder sehen - da ist irgend etwas schief gelaufen.

Gespannte Grüße

Michael

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klausLM
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Re: blaues Trompetentier

#3 Beitrag von klausLM » 3. August 2017, 15:28

Danke Michael.
Ich probiere es noch mal.
Gruß
Klaus

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Re: blaues Trompetentier

#4 Beitrag von Michael » 4. August 2017, 12:30

Hallo Klaus,
für Aufnahmen ohne Nachbehandlung sind das schöne Fotos. Besonders das zweite spricht mich an. Schade, dass Du den interessanten Kerl nicht expandiert erwischt hast - aber ich weiß, wie schwer das bei diesem lichtscheuen Gesindel ist!

Ein schönes Wochenende

Michael

Rainer
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Re: blaues Trompetentier

#5 Beitrag von Rainer » 24. August 2017, 09:34

Hallo,

ich möchte den Beitrag von Klaus zum Anlass nehmen, ein paar Details zu Stentor coeruleus zu zeigen. Als Anfänger habe ich mich nach einem geeigneten Objekt umgesehen, um mich im Fotografieren und - ansatzweise - im Beschreiben des Gesehenen zu üben, und Stentor schien mir dafür wegen seiner Größe und Bekanntheit gut geeignet.

Bei den Exemplaren, die ich in einem kleinen Waldtümpel gefunden habe, handelt es sich durchweg um frei schwimmende Tiere; festsitzende habe ich nicht gesehen, was wahrscheinlich der Art der Probenentnahme geschuldet ist (einfaches Schöpfen aus der Bodenzone mit einem Schraubglas). Diese schwimmenden Exemplare zeigten weniger die namengebende Trompetenform, sondern ähnelten eher Flaschenkürbissen, wofür ich keine rechte Erklärung habe.

Stentor kann sich bekanntlich annähernd bis zur Kugelform zusammenziehen oder sich auf die mehrfache Länge derselben ausdehnen:


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Bewirkt wird dies durch die Kontraktion von Muskelfibranellen, die den ganzen Körper in seiner Längsachse parallel überziehen und die dem Tier sein gestreiftes Aussehen verleihen (auf dem zweiten Foto sind zudem gut die Pigmentkörner zu erkennen, denen Stentor coeruleus seine blaugrün-türkise Färbung verdankt):


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Im Falle der Kontraktion werden diese „Muskeln“ faltig zusammengezogen. Da Stentor in der Lage ist, die Intensität des Einfaltens der Fibranellen in verschiedenen Körperregionen variabel zu steuern, kann sich das Tier „biegen“ (s. oben Foto 2).


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Unmittelbar neben diesen Muskelfibranellen ist jeweils eine Reihe Cilien angeordnet, mit deren Hilfe Stentor in spiralförmigen Drehbewegungen vorwärts, aber auch kurze Strecken rückwärts schwimmen kann:

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Ein für Stentor charakteristisches Kennzeichen ist der perlschnurartig angeordnete Zellkern (ist der Grund für dieses Phänomen bekannt?). Micronuclei konnte ich nicht beobachten - oder sie sind so klein, dass ich sie nicht als solche erkannt habe.


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Am auffälligsten ist allerdings die vordere Mundöffnung, die von einem (doppelten?) Kranz aus Membranellen umgeben ist, mit deren Hilfe spiralförmig Nahrung in den Schlund eingestrudelt wird, um schließlich in den Nahrungsvakuolen „verdaut“ zu werden (das erste Foto bietet eine Ansicht in Aufsicht, das zweite links oben eine Seitenansicht des Schlunds, rechts unterhalb ist die kontraktile Vakuole zu sehen; leider verfüge ich noch nicht über einen Blitz, so dass die Membranellen unscharf sind):


Bild----------Bild


Die Membranellen bestehen offenbar aus Cilienbündeln, die in ihrem unteren Teil miteinander verklebt und abgeplattet sind und einer horizontalen Basalfaser im Zellinnern unterhalb der Zellmembran „entspringen“ (s. Pfeile):


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Dass Stentor coeruleus jenseits aller morphologischen Details einfach nur schön ist, wird wohl jeder bestätigen. Manche Detailaufnahmen ähneln daher eher abstrakten Gemälden:


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Herzliche Grüße
Rainer

P.S. Ich habe noch Schwierigkeiten mit der Platzierung der Fotos. Wie kann man mit einem gewissen Abstand zwei Fotos nebeneinander stellen, ohne - wie hier - Trennungszeichen o.ä. einzufügen? Und wie platziert man ein einzelnes Foto in der Seitenmitte statt linksbündig?
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Rainer
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Re: blaues Trompetentier

#6 Beitrag von Rainer » 24. August 2017, 09:36

Hallo,

ich sehe gerade, dass das Nebeneinanderstellen der Fotos nur im Entwurfmodus, nicht aber in der Präsentation geklappt hat. Sorry! (weiß jemand, wie das zu bewerkstelligen ist?)

Herzliche Grüße
Rainer

Michael
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Re: blaues Trompetentier

#7 Beitrag von Michael » 24. August 2017, 17:35

Hallo Rainer,

sehr schöne und detailreiche Fotos - Glückwunsch!

Expandierte und festgesetzte Trompetentiere erhält man nur, wenn die Schichtdicke im Präparat vergleichsweise riesig ist. Leider sind dann Detailaufnahmen nicht mehr möglich, aber es wird klar, warum die Tiere "Trompetentiere" heißen:

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Stentor coeruleus ist berühmt für seine Regenerationsfähigkeit - aus jedem Teilstück, dass eine Kern-"Perle" enthält kann sich ein vollständiges Tier entwickeln. Ich nehme an, das das der biologische Grund für die eigenartige Kernstruktur ist.

Einen schönen Überblick über S. coereleus gibt es hier: http://www.cell.com/current-biology/abs ... %2900760-X

Wenn Du genauere Infos über die von Dir gezeigten Details haben willst: http://b-ok.org/book/2275230/093fd9

Wie man Bilder definiert nebeneinander stellt, weiß ich auch nicht. Um so was zu erreichen, kopiere ich die Bilder in einem Grafikprogramm nebeneinander und poste dann die Montage.

Vielen Dank fürs Zeigen

Michael

MartinKreutz
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Re: blaues Trompetentier

#8 Beitrag von MartinKreutz » 24. August 2017, 20:27

Hallo Rainer,

das sind sehr schöne Detailaufnahmen von Stentor coruleus. Ich bin gespannt, was Du alles rausholst, wenn der Blitz da ist!

Wenn Du ein kleines Mikroaquarium anlegst, kannst Du auch die gestreckten Exemplare bewundern, wie Michael sie gezeigt hat. Bei den Detailaufnahmen darf es noch etwas weniger Schichtdicke sein. Erst dann fährt das 100 X richtig hoch!

Unten noch ein Foto eines vollständig ausgestreckten Exemplars, auch in einem Mikroaquarium. Das Fotos habe ich in PM/Vol. 3 verwendet.

Martin

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Rainer
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Re: blaues Trompetentier

#9 Beitrag von Rainer » 25. August 2017, 08:03

Hallo Michael, hallo Martin,

vielen Dank an euch beide für Rückmeldung, weiterführende Links und Tipps!

Und danke für die beiden Bilder der voll ausgefahrenen Trompetentiere; dass die diese Länge erreichen, habe ich nicht für möglich gehalten.

Herzliche Grüße
Rainer

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Re: blaues Trompetentier

#10 Beitrag von Ole » 27. August 2017, 23:15

Hallo Rainer,

vielen Dank für diesen schönen Einstiegsbeitrag - das lässt ja auf so manche folgende Dokumentation hoffen, klasse! Aber Deine Ausrüstung ist ja auch schon ganz solide. Ich bin gespannt, was der Blitz noch an weiteren Möglichkeiten erschließt. Man merkt auch, dass Du vom Fotografieren kommst: Das hübsche Detail der Pigmentierung, das einem abstrakten Gemälde ähnelt, ist natürlich etwas, was Dir besonders auffällt.

Viele Grüße und bis bald

Ole

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Re: blaues Trompetentier

#11 Beitrag von paramecium » 9. September 2017, 18:05

Hallo Rainer,
Rainer hat geschrieben:Ein für Stentor charakteristisches Kennzeichen ist der perlschnurartig angeordnete Zellkern (ist der Grund für dieses Phänomen bekannt?). Micronuclei konnte ich nicht beobachten - oder sie sind so klein, dass ich sie nicht als solche erkannt habe.
Einen "Grund" für diese Form des Kerns gibt es. Es ist eine genetische Veranlagung, die für Ciliaten (und andere Protozoen) charakteristisch ist. Im Gegensatz zu den Chromosomen der Säugetiere, bei der die DNA einfach vorhanden ist, haben Ciliaten eine hochgradig redundante DNA, bei der die Erbinformation gelegentlich bis zu 1.000-fach im Zellkern vorhanden ist. Um diese Menge an DNA zu verpacken gibt es verschiedene Verpackungsformen: quasi homogene Verteilung der DNA in einem oder mehreren, sphärisch bzw. ellipsoiden Zellkernen (z.B. Paramecium), lang gestreckte, teils gewundene Zellkerne mit homogen verteilter DNA (z.B. Vorticella), langgestreckte Maconuclei mit strukturiert eingelagerter DNA ähnlich der Chromosomen (z.B. Euplotes), Riesenchromosomen wie bei Chilodonella uncinata mit ihrem "wolkigen" Zellkern, eine Aufteilung in mehrere Macronuclei oder den charakteristischen "Wurstketten" bei Spirostomum und Stentor.

Sehr schön zu beobachten sind auch die unterschiedlichen Formen der Kernteilungen bei den Ciliaten. Bei Chilodonella hat man in Fluoreszenz Teilungsfiguren der Zellkerne, die denen der Mammalia sehr ähnlich sind und Chromosomen sogar deutlicher hervortreten lassen, als in der Ruhephase. Die Kerne von Paramecium zeigen hingegen in keiner Phase der Kernteilung Chromosomen. Bei Euplotes oder Stylonichia weisen wanderende Teilungsbänder auf die Replikation der DNA hin. Diese Teilungsbänder sind bereits gut im Phasenkontrast zu beobachten, besser jedoch in Fluoreszenz.

Man benötigt ein Fluoreszenzmikroskop und spezifische DNA-Fluorochrome, wie beispielsweise Hoechst 33342 oder DAPI, um Micronuclei eindeutig sichtbar zu machen und von anderen Zellorganellen sicher zu unterscheiden. Acridinorange funktioniert bei Ciliaten nicht immer gut und färbt auch andere Zellorganellen. In der Kombination mit beiden Fluorochromen Hoechst 33342 und Acridinorange lassen sich jedoch sogar Regionen mit unterschiedlicher Dichte von A-T bz. C-G Gruppen der DNA identifizieren. Das liegt daran, dass Hoechst 33342 bevorzugt Adenin-Thymin Verbindungen der DNA anfärbt und in der Doppelfärbung diese Teile intensiver blau gefärbt erscheinen. So kann man also schon sehr anschaulich Verteilungen der DNA Moleküle in Fluoreszenz beobachten.

Noch gezielter kann man bestimmte Gene derzeit nur mit der In-Situ-Hybridisierung markieren.

Gruß

Thilo

Rainer
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Re: blaues Trompetentier

#12 Beitrag von Rainer » 9. September 2017, 20:15

Hallo Thilo,

vielen herzlichen Dank für diese informative Fortbildung zu den Zellkernen und DNA-Verhältnissen bei Ciliaten samt Präparationshinweisen! Mangels entsprechender Ausrüstung, geschweige denn Kenntnissen kann ich das zwar nicht selbst nachvollziehen, aber ich habe erheblich hinzugelernt.

Auch dafür nochmals meinen besten Dank und herzliche Grüße
Rainer

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Re: blaues Trompetentier

#13 Beitrag von paramecium » 10. September 2017, 13:30

Hallo Rainer,

im Hellfeld kann man Vitalfärbung mit Methylgrün-Pyronin oder Methylenblau versuchen.

Mit dem Begriff Vitalfärbung sollte man jedoch keine übertriebenen Erwartungen verbinden. Die Biester werden zuerst Cilien und Trichocysten abwerfen und dann verenden. Die Kerne erscheinen hernach allmählich gefärbt.

Methylenblau (puriss.) bekommt man bei Omikron für ein paar Euro: http://www.omikron-online.de/.

Bei Methylgrün-Pyronin gibt es einige Begriffsverwirrung über die wahre chemische Struktur bei den Herstellern. Methylgrün und Pyronin G sind eventuell bei Omikron erhältlich (hier finde ich jedoch sowohl Unklarheit über das korrekte Grün, als auch über das Pyronin). Foissner beschrieb Methylgrün-Pyronin von der Firma Merck, welches eigentlich Ethylgrün (C.I. 42590) enthält. Zellkerne blau, Micronuclei blau ggf. rot färben, Nucleoli rot oder ungefärbt. Ich habe sie selbst noch nicht probiert. Die Färbung differenziert nach Unterlagen von Merck DNA und RNA.

Gruß

Thilo

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