Holophrya teres

Wimpertiere und Sauginfusorien
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Holophrya teres

#1 Beitrag von ImperatorRex » 13. März 2017, 22:07

Hallo Ihr Lieben,

im August 2014 habe ich folgenden recht großen Ciliaten in einer Tümpelprobe vorgefunden. Bis heute habe ich diesen nicht noch einmal angetroffen und habe auch nicht wirklich eine Idee, worum es sich hierbei handeln könnte. Zuerst konnte ich die Individuen bei der Nahrungsaufnahme beobachten. Aber schon nach einen oder zwei Tagen haben sich die Individuen nur noch am Rand der Kammer niedergelassen und sich "eingekugelt" und dann auch keine Algen mehr verzehrt.

Ich habe noch den einen oder anderen Video den ich zeigen könnte. Vielleicht kann mir ja aber auch so jemand auf die Sprünge helfen?

vielen Dank
Jochen

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Auf dem letzten Foto gibt es auch noch unten rechts einen Hotspot...von den Deckenstrahlern welche über die Okulare eingestrahlen...
Zuletzt geändert von ImperatorRex am 10. August 2017, 12:35, insgesamt 3-mal geändert.

MartinKreutz
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Re: unbestimmter Ciliat

#2 Beitrag von MartinKreutz » 14. März 2017, 19:04

Hallo Jochen,

das ist definitiv Holphrya teres. Hier ein link zu einem Beitrag von Plewka, der dem Vieh mal auf die Pelle gerückt ist:

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=26760.0

Holophrya teres ist bekannt dafür, extrem große Beute fressen zu können. Frisst quasi alles: Algen, Rädertiere, Ciliaten.

Solltest Du die Ambition besitzten, etwas bessere Fotos mit mehr Details aufzunehmen (was die Bestimmung auch leichter macht), empfehle ich Dir ein paar Merkmale "abzuarbeiten":

- frei schwimmendes Exemplar, natürliche Form
- Mundöffnung
- KV (Lage und Anzahl)
- Ma (Lage und Form)
- Bewimperung (Pellikula, Caudalcilien)

Die letzten 4 Punkte am besten an einem flach gelegten Exemplar. Solltest Du in der Lage sein, die Viecher herauszupipettieren, dann möglichst vorher isolieren und in sauberen Tropfen überführen. Wenn Du das nicht kannst oder willst, sollte die Probe filtriert werden. Entweder durch ein Stück sehr großmaschiges Planktonnetz (Maschenweite >= 50 µm) oder Du probierst Fremdkörper mit einem zweiten Objektträger oder einer Pipette "abzustreifen". Ich habe das mal im Mikroskopieforum gezeigt, wie ich das mache:

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=23147.0

Wenn Du die ganzen Fremdkörper los geworden bist, kannst Du die Schichtdicke wesentlich besser verringern.

Viel Spass beim probieren!

Martin

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Re: Holphrya teres

#3 Beitrag von ImperatorRex » 15. März 2017, 19:57

Lieber Martin,
ein wirklich fazinierender Beitrag von Herrn Plewka. Vielen Dank dass Du Dir soviel Mühe machst, und mir mit Deiner ausführlichen Antwort auf die Sprünge geholfen hast.
Wenn ich weis, was es ist, dann fällt auch mir die Bestimmung garnicht mehr so schwer. Ich erinnere mich, dass ich auch einmal den Beitrag von Herr Plewka gelesen habe, aber ich hatte damals keinen Bezug zu meinem Ciliaten hergestellt.
Habe mir gerade eben noch einmal die Bestimmungstafeln im Ciliatenatlas von Foissner angeschaut, unglaublich wo der Unkundige (wie ich) überall "Irrwege" bei der Bestimmung einlegen kann, aber der Weg ist ja das Ziel und jetzt bin ich froh wieder was gelernt zu haben.

Irgendwie sieht man nur das, was man kennt und wonach man dann auch gezielt sucht. Ja, und dünnere Schichten würden dann auch noch dazu beitragen die eine oder andere Vakuole auch zu finden :-)
Mit Pipetten habe ich schon fleissig geübt, das funktioniert in der Zwischenzeit auch ganz gut, insbesondere da ich hier die Entnahme unter dem Stereomikroskop beobachten kann.

Schlammproben habe ich bislang nicht untersucht, meistens nur Algenwatten oder Bewuchs an Wasserpflanzen. Dein Video ist hier Ansporn das auch einmal zu versuchen. Ganz schön sumpfig das Simmelried. Wir haben hier in der Nähe von Bruchsal ein Niedermoor, da sollte ich auch mal Proben ziehen. Ist aber leider recht unzugänglich und eine Schlammprobe die ich einmal gezogen hatte war anaerob und beherrbergte auch nicht sonderlich viele Arten.

viele Grüße
Jochen

MartinKreutz
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Re: Holophrya teres

#4 Beitrag von MartinKreutz » 15. März 2017, 21:10

Hallo Jochen,

glaub nur nicht, dass es mir damals anders ging. Überall Viecher, die ich nicht kenne. Aber wenn man versucht die Bestimmungsmerkmale zu erkennenlassen sich viele Fälle schon leicht lösen. Das ist eigentlich genauso wie bei der bestimmung von Pflanzen oder Pilzen, da muss man ja auch die Merkmale alle abarbeiten. Du wirst auch sehen, dass bei dünnerer Schichtdicke die Objektive wesentlich höher aufgelöste Bilder liefern.
Das mit dem Schlammproben ist eine schwierige Sache. Ich habe ganz am Anfang auch einfach meinen Probenbecher einen halben Meter in die Schlammschicht gedrückt und dann mehr oder weniger dickflüssigen Modder rausgeholt. In dem findet man meistens nur noch ein paar Bakterien. Völlig zwecklos! Erst später bin ich darauf gekommen, dass die Musik nur in den obersten Zentimetern spielt, meistens unter Bäumen, wo viel Falllaub ins Wasser fällt. Hier gibt es jdes Jahr eine neue Schicht. Kurz unterhalb der obersten Blätterschicht findet bereits die Zersetzung der Blätter statt. Dort gibt es die meisten Bakterien, Ciliaten und Euglenophyceen. Der Glückstag für den Mikroskopiker ist dann ein rosa Film auf den Blättern. Das gibt es meistens im Spätherbst. Dann kommt es manchmal zur Massenentwicklung von Rhodobakterien, die alles Rosa färben. Dann Proben ziehen, soviel es geht, denn viele Nahrungsspezialisten tauchen dann auf, die von den Rhodos leben.

Martin

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Re: Holophrya teres

#5 Beitrag von ImperatorRex » 16. März 2017, 21:04

Hallo Martin,
da bin ich mal gespannt, ob mir das mit den Rhodobakterien auch einmal vergönnt ist. Bislang ist mir so etwas noch nicht aufgefallen. Werde mir am Wochenende auch mal einen Stock zur Probeentnahme basteln...

viele Grüße
Jochen

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